Der Speicher Ruttersdorf-Lotschen, ein landschaftlich reizvoll gelegenes Stillgewässer unweit von Stadtroda, war lange Zeit ein beliebtes Ziel für Anglerinnen und Angler. Doch im Sommer 2015 geriet der See in eine ökologische Krise, die zum Ausgangspunkt für eine umfangreiche Renaturierung und Sanierung wurde – getragen vom Engagement der Angler-Union Jena und vielen freiwilligen Helfern.
Fischsterben 2015 – Auslöser für umfassende Maßnahmen
Ende August 2015 kam es zu einem massiven Fischsterben: Rund 600 Kilogramm verendeter Fisch mussten entsorgt werden. Ursache war vermutlich eine Kombination aus hohen Temperaturen, starker Sonneneinstrahlung und einer dadurch ausgelösten Algenblüte. Beim Absterben der Algen wurden toxische Stoffe freigesetzt, die in Verbindung mit einem bereits hohen Nährstoffeintrag aus der umliegenden Landwirtschaft das ökologische Gleichgewicht des Sees kippten. Trotz sofortiger Belüftungsmaßnahmen durch die Feuerwehr konnte die Katastrophe nicht mehr abgewendet werden.

Erste Schritte: Absenkung und Bestandsaufnahme
Um den Zustand des Gewässers und insbesondere des sogenannten „Mönchs“ – der zentralen Wasserregulierungsstruktur – beurteilen zu können, wurde der Wasserspiegel abgesenkt. Dabei zeigte sich: Zwar war der Betonkörper des Mönchs überraschend gut erhalten, doch die Abdeckung war durchgerostet und musste ersetzt werden. Erste Maßnahmen wie die Entfernung verrotteter Regulierbretter folgten.

Ein geplantes Abfischen der verbliebenen Fische musste jedoch verschoben werden – zu tief und schlammig war der Boden rund um den Abfluss. Die Situation offenbarte zugleich, dass trotz der ökologischen Belastung einige große Fische und Aale überlebt hatten.
2016: Trockenlegung und Sanierung
Im darauffolgenden Frühjahr wurde das Gewässer vollständig trockengelegt. Ziel war es, den Gewässergrund zugänglich zu machen und die Sanierung des Mönchs sowie der umliegenden Infrastruktur umzusetzen. Besonders aufwändig gestaltete sich die Suche nach unterirdischen Leckagen. Dabei traten Hohlräume („Kavernen“) unterhalb der Straße zutage, die den Wasserstand dauerhaft beeinflusst hatten.
In mehreren Einsätzen wurden diese Hohlräume mit Gussbeton verfüllt, Drainagen verlegt und die Baugrube schrittweise mit Sand und Erdreich wieder verschlossen. Erste Überlegungen, den ausgetrockneten Bodensatz des Sees zur Bodenverbesserung in der Landwirtschaft einzusetzen, begleiteten die Arbeiten.

Ein neuer Anfang: Begrünung und ökologischer Wiederaufbau
Im Herbst 2016 zeigte sich: Der ausgetrocknete Speicherboden hatte sich von selbst begrünt. Eine natürliche Vegetation, teils mit mannshohem Schilf, hatte sich ausgebreitet und trug zur Stabilisierung des Untergrundes bei. Die Phase der Trockenlegung war nicht nur ein Baustein der technischen Sanierung, sondern auch ein ökologischer Erneuerungsprozess.

Blick nach vorn
Der Speicher Ruttersdorf-Lotschen ist ein Beispiel für die Herausforderungen und Chancen, die in der Pflege kleinerer Stillgewässer liegen. Die Sanierung zeigt: Nur durch gezieltes Handeln, langfristige Planung und ehrenamtliches Engagement lassen sich solche Gewässer erhalten und entwickeln. In enger Abstimmung mit Behörden und unter Beteiligung vieler Vereinsmitglieder wurde hier ein wertvoller Lebensraum gesichert – für Fische, Vögel und wassergebundene Lebensgemeinschaften.
Die Angler-Union Jena e.V. setzt sich weiterhin für die nachhaltige Entwicklung des Speichers ein. Perspektivisch sind weitere Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität, zur Strukturierung des Gewässergrundes und zur Verbesserung der Wasserqualität geplant.